Tagebuch

Seite 9

  Iquitos  (Peru),    7. Oktober 2005 - 17.00 Ortszeit  


     

¡ Muchos saludos de Amazonas !

Letzten Montag gings wie bereits angekuendigt mit dem Bus nach Yurimaguas. Die Abfahrt unseres Colectivo in Tarapoto verzoegerte sich um knapp 1 1/2 Stunden, da man zuerst mal wieder einen Reifen wechseln musste und dann die Aufgabe zu loesen versuchte, einen Hund in einer selbst zusammengezimmerten Transportkiste aufs Dach unseres Gefaehrts zu wuchten, bei dessen Versuch die Kiste in 1000 Einzelteile zerfiel. Irgendwann hatte man alles soweit zusammengeschustert, die letzten Passagiere waren auch eingetrudelt und die 6 Stunden Fahrt konnten beginnen. Gleich hinter dem Ort gings in bzw. durch den Urwald mit herrlichen Ausblicken und an abgelegenen Huetten vorbei bis wir nach der halben Fahrzeit in einem etwas groesserem Dorf eine Rast einlegten, bei der wir wieder einmal mit Einheimischen ins Gespraech kamen und unsere Spanischkenntnisse schulen konnten. Nachmittags trudelten wir dann in Yurimaguas ein, wobei das letzte Stueck der Fahrt recht zuegig bewaeltigt werden konnte, da man bereits angefangen hatte die Schotterpiste zu teeren. Der Rest wird gerade vermessen, so das in einigen Jahren ein Stueck Flair dieser Strecke verloren gehen wird.

Wir suchten uns eine preiswerte Unterkunft und strumpelten zum Hafen. Lange suchen muss man hier nie, da man immer wieder von Peruanern angesprochen wird, die einem helfen wollen und nicht alle versprechen sich einen Vorteil davon, sondern suchen nur den Kontakt.

Am Hafen lernten wir den Naechsten kennen, der uns das Schiff zeigte, welches am naechsten Tag nach Iquitos ablegen sollte. Die Preise sind je nach Deck unterschiedlich, die hygienischen Bedingungen aber auf dem gesamten Schiff okay. Auf dem Unterdeck zahlt man gerade mal 50 Sol p.P. (12,50 Euro) fuer die Fahrt mit Uebernachtung und einfachem Essen. Das Oberdeck ist mit 80 Sol p.P. etwas teurer, beinhaltet aber auch etwas besseres Essen und es ist nicht so stickig und ueberfuellt. Auf beiden Decks hat man die Moeglichkeit eine Haengematte aufzuhaengen, die man sich allerdings selbst mitbringen muss.

Dann hat man noch die Wahl zwischen 2 verschiedenen Kabinen. Die eine hat ein Doppelstockbett und kostet 120 Sol p.P., die andere ist mit einem Doppelbett, Dusche und Toilette ausgestattet, wofuer man aber auch 250 Sol p.P. hinblaettern muss. Wir entschieden uns fuer die preiswertere Kabine, da wir auf jeden Fall unsere Sachen wegschliessen wollten und gingen mit Herbert (dem Peruaner) zum Kapitaen unsere Tickets kaufen. Fuer Verhandlungen war da leider kein Spielraum mehr, aber wir konnten schon eine Nacht eher auf dem Schiff schlafen, was uns sehr entgegenkam, da durch unser angemietetes Zimmer im Hostal bereits so nette Tierchen wie Kakalaken sich einen Weg bahnten. Wir kauften uns noch schnell ein paar Haengematten, gingen noch was Essen, holten unsere Rucksaecke und verbrachten die halbe Nacht schnatternd an Deck von "Eduardo V".
Herbert hatten wir mit 10 Sol verabschiedet, worueber dieser sich auch deutlich mehr freute als unser Freund damals an der Grenze.

Den Dienstag verbrachten wir groesstenteils damit uns das bunte Treiben im Hafen anzusehen, da dauerhaft Laster angefahren kamen, dessen Inhalt auf "Eduardo III" und "Eduardo V" verteilt wurde.
Wir brutzelten in der Zwischenzeit im Schatten an Deck vor unserer Kabine bei knapp 35ºC.
Mit 4 Stunden Verspaetung, aber doch noch am angekuendigten Tag, verliessen wir den Hafen von Yurimaguas auf dem Rio Huallaga und fuhren geradewegs in den Regen.

Am Mittwoch Morgen wurden wir um 6ºº geweckt als wir gerade in Lagunas angelegt hatten, da wir uns bis heute ueberlegen wollten, ob wir von hier aus eine Dschungeltour machen wollen. Wir sagten Miguel ab und fuhren weiter Richtung Iquitos. Das Highlight des Vormittags bestand darin mit dem Schiff auf Grund zu laufen und sich mit Hilfe eines kleinen Motorbootes nach 2 Stunden wieder zu befreien. Mittlerweile hatten wir die 1. groessere Flussmuendung erreicht und wechselten auf den Rio Marañón. Wir legten immer wieder an kleineren Urwalddoerfern an, entliessen ein paar Fahrgaeste, nahmen Unmengen von Bananen an Bord und ab und zu wurden eins, zwei Leute mit einem kleineren Boot an Land gebracht. Das Essen bestand aus Fleisch mit frittierten Bananen zum Fruehstueck und Mittags sowie Abends gabs Reis mit Huehnchen und gekochten oder gebratenen Bananen. Das aenderte sich auch am naechsten Tag nicht!

Donnerstag kamen wir Mittags in Nauta an und schlaengelten uns von dort weiter auf dem Rio Amazonas entlang. Das abendliche Gewitter, nach wieder einmal einem wunderschoenen Tag, beobachteten wir gemuetlich baumelnd aus unseren Haengematten. Halb 9 liefen wir bei Regen in den Hafen von Iquitos ein und liessen uns von einem Tuk-Tuk zum Hostal fahren, wo uns ein Ventilator und der Blick auf den Amazonas erwartete.

Die Fahrt Flussabwaerts nach Iquitos (knapp 600 km) dauert nur 2 1/2 Tage waehrend die entgegengesetzte Fahrt 4-6 Tage dauern soll.

Mit 400.000 Einwohnern ist Iquitos die groesste Peruanische Stadt im Dschungel. Da sie mit der Aussenwelt nur durch Flugzeug und den Fluss verbunden ist, ist sie damit die groesste Stadt im Amazonasbecken, die nicht auf dem Landweg erreichbar ist.
Im spaeten 19. Jahrhundert erlebte Iquitos einen Gummi-Boom. Zeichen des Prunks aus diesen Tagen sind noch an einigen Villen und gekachelten Haeuserwaenden zu sehen.

Eine Dschungeltour direkt werden wir von hier aus wahrscheinlich auch nicht machen, da uns die bisherigen Angebote nicht so recht zusagen und wir die Moeglichkeit ja auch noch in Bolivien oder Brasilien haben. Sehen uns hier aber erst mal noch ein bisschen um bevor uns in den naechsten Tagen ein Flugzeug in Richtung Lima oder etwas oberhalb nach Chimbote bringen wird.

Bis dahin erst mal alles Liebe

von Dirk & Romy

 

 

   


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