Tagebuch

Seite 30

  Berlin/Leipzig  (Deutschland),    1. November 2006 - 21.00 Ortszeit  


     

Hola Amigos,

nun sind wir also wieder zurück in Deutschland und seit unserer Ankunft auf dem Tegeler Flughafen in Berlin sind mittlerweile schon wieder ein paar Wochen vergangen.

Eine Zeit, in der wir uns versuchten wieder an das Alltagsleben in Deutschland zu gewöhnen und die für den Besuch bei Freunden, der Suche nach Arbeit, einer Wohnung, dem Erledigen einiger Behördengänge, dem Sichten unzähliger Fotos und vielen anderen Dingen genutzt wurde.

Um aber überhaupt wieder nach Deutschland zu kommen, hatten wir in Venezuela noch einiges zu tun, damit wir, kurz vor der Angst, am Ende doch noch unsere Flugtickets in den Händen halten konnten.

Eigentlich hatten wir ja vor, nach unserer sehr schönen Zeit in Mérida, noch einen Abstecher zu dem für seine fantastische Unterwasserwelt bekannten Morrocoy Nationalpark zu machen, sowie dem Nationalpark Médanos de Coro mit seinen berühmten bis zu 25 Meter hohen Sanddünen einen Besuch abzustatten. Quasi auf dem Weg hätte auch die 1527 gegründete mittelalterliche Stadt Coro gelegen, deren alter Kern zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.

Die Unsicherheit wegen unserer Tickets veranlasste uns dann aber dazu, schon eine Woche vor unserem Abflug nach Macuto zu fahren, da wir von dort aus den günstigsten Weg zum Flughafen hatten.
Man muss dazu wissen, dass der Flughafen etwa 35 km außerhalb von Caracas liegt und zur Zeit nur über eine Behelfsstrasse von Caracas aus zu erreichen ist, nachdem im März nach einem Erdrutsch die einzige Brücke zwischen der Hauptstadt und dem Flughafen an der Küste in eine 46 m tiefe Schlucht gestürzt war.

Die Busfahrt von Mérida nach Caracas verlief gewohnt venezolanisch. Kurz nach der Abfahrt wurden gegen 19.30 Uhr alle Lichter ausgeschaltet, so dass man nach einer Weile stumpfsinnigen Stierens in die Dunkelheit der Meinung war, es wäre besser die Augen zu schließen und ein wenig zu schlafen. Genau auf diesen Augenblick schien der hinterhältige Busbegleiter gewartet zu haben. 22.00 Uhr wurden wir von einem ohrenbetäubenden Lärm geweckt, deren Ursache ein DolfLundgrenSchlagmichtotfilm war, den wahrscheinlich außer dem schwerhörigen Busbegleiter kein Mensch sehen wollte. Nachdem das Schlachten auf dem Bildschirm kurz nach Mitternacht ein Ende hatte, kehrte wieder Ruhe ein und bis auf eine Pause gegen 3.00 Uhr, während der jedes Lämpchen was sich im Bus befand eingeschaltet wurde, war es sogar möglich zu schlafen. Am nächsten Vormittag kamen wir dann in Caracas an und nahmen uns dort ein Taxi an die Küste, da wir nicht wieder mit unserem gesamten Gepäck quer durch Caracas stiefeln wollten.

Noch am gleichen Nachmittag fuhren wir auf den Flughafen von Caracas, nach Maiquetia, um die Sache mit unseren Tickets zu klären.
Sehr erfolgreich waren wir nicht!
Ich bekam nur eine Art Bestätigung der Flugdaten aus dem Computer und Romy wurde mit ihren Wunsch nach Ersatztickets abgewimmelt und zur Iberia-Niederlassung nach Caracas geschickt.
Donnerstagmittag fuhren wir also mit einem Camionetta nach Caracas und nahmen uns dort, da wir keine Ahnung hatten in welchem Stadtbezirk sich das Iberia-Büro befand, ein Taxi. Am Eingang des Wolkenkratzers, in dessen neunten Etage das Büro der Fluggesellschaft untergebracht ist, mussten wir uns noch Erkennungsdienstlich behandeln lassen, d.h. unseren Reisepass vorlegen und für ein Foto in eine Kamera lächeln, bevor Romy dann eine halbe Stunde später, freudestrahlend, endlich ihre Tickets in den Händen halten konnte.
Da machte es dann auch nichts mehr, dass wir für die Rückfahrt nach Macuto über anderthalb Stunden am Strassenrand auf den Bus warten mussten.

Während dessen glühten bei Romys Eltern in Berlin die Telefondrähte, da diese sich um eine verbindliche Auskunft bei British Airways zu meinem Ticketproblem bemühten. Deren Auskunft: eine Umschreibung der Tickets ist problemlos bei der Partnergesellschaft American Airlines auf dem Flughafen in Caracas möglich, eine Umbuchung auf eine frühere Flugzeit aber ratsam, da der Aufenthalt in Miami sonst zu knapp wird.
Also wurde mein Flug von Mittwochmittag auf Mittwochfrüh umgebucht und Romy und ich fuhren Montagnachmittag mal wieder zum Flughafen um meine Tickets ausdrucken zu lassen. 2 Stunden später kehrten wir allerdings unverrichteter Dinge zurück, da kein Angestellter der Fluglinie mehr anwesend war.
Dienstagvormittag, einen Tag vor dem Rückflug, machte ich mich also zum wiederholten Male auf den Weg zum Flughafen und brachte mein Anliegen zwei Angestellten des AA-Bodenpersonals nahe. Diese nickten auch verständnisvoll, ließen sich meine Tickets zeigen, gaben mir ein USA-Einreiseformular und krixelten Boardingtime 09.00 auf das Ticket. Hmmmmm, die Jungs schienen mich doch nicht so richtig verstanden zu haben, so dass ich mich an den nächsten AA-Mitarbeiter wandte, was in diesem Fall eine Frau war, die sich überaus freundlich darum bemühte mich und mein Problem an den nächst greifbaren "compañero" weiter zu delegieren. Dieser begriff erstaunlicherweise sogar was ich von ihm wollte und erklärte mir, dass ich in 15 Minuten wiederkommen solle und er sich in der Zwischenzeit darum kümmern werde. Südamerikanische Zeitangaben kennend, begab ich mich nach einer reichlichen halben Stunde wieder zum Schalter und erfuhr dann, dass es nicht möglich sei die Tickets umzutauschen und ich mich zu einem Büro von British Airways begeben müsse, da nur sie die Tickets umschreiben bzw. neu ausstellen könnten.
Da Caracas aber keine Niederlassung von BA hat, könne er mir zum Schnäppchenpreis von 350 US Dollar einen Flug nach Miami verkaufen, wo ich dann auch eine BA - Filiale, gleich auf dem Flughafen, finden würde.
Ja prima, dachte ich und so langsam wurde mir klar, dass ich spätestens jetzt von Bitten auf Fordern umstellen müsste.
Eine halbe Stunde und etlichen Varianten des Ticketerwerbs später, einigten wir uns auf eine Gebühr von 150 US Dollar (wahrscheinlich für die Kaffekasse), problemlos ratterten nach einem Druck auf die Computertastatur die Tickets aus dem Drucker und ich hielt endlich meine neuen Flugberechtigungsscheine in den Händen.

Während Romy am Mittwoch erst am Nachmittag zum Flughafen musste, hieß es für mich gegen 5.00 Uhr Früh Abschied nehmen und ich ließ mich von einem Taxi zum Flughafen fahren.
Mit 2 Stunden Verspätung startete ich in Caracas und hatte somit auch noch genug Zeit meine restlichen Bolivars im Duty Free Shop auf den Kopp zu hauen.
Nach Aufenthalten in Miami und London erreichte ich dann 22 Stunden später, eine halbe Stunde vor Romy, die ueber Madrid geflogen war, den Flughafen Tegel in Berlin, wo unsere 10-monatige Südamerikatour endete und wir von Romys Eltern und ihrer Schwester abgeholt und mit Sekt empfangen wurden.

 

 

So,
die naechsten Plaene schon im Kopf, werden wir versuchen diese Homepage am Laufen zu halten und zu verbessern. Reiseberichte aus Suedamerika werden aber vorerst nicht mehr hinzukommen.
Vielleicht sind dann aber irgendwann einmal, auf einer anderen Seite, aus einem anderen Teil dieser Welt, Erlebnisberichte und Fotos zu sehen.

Seit lieb gegruesst und gedankt fuer eure Anteilnahme an unserer Reise

von Romy & Dirk

 

 

   


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