Tagebuch

Seite 28

  Mérida (Venezuela),    5. Juni 2006 - 19.00 Ortszeit  


     

¡Buenos dias!

Heute gibt es neben unserer aktuellen Reiseroute auch mal eine kleine Zusammenfassung unserer Eindruecke ueber Land und Leute Venezuelas, so wie wir es und sie in den letzten Wochen erlebt haben.

Am 31.05.2006 fuhren wir mit dem Bus von Puerto la Cruz einen Grossteil an der Karibikkueste entlang bis nach Caracas, wo wir uns von einem Taxi durch die halbe Stadt fahren liessen, um zum Abfahrtspunkt der Camionetas zu den kleineren Kuestenorten zu kommen.
Nach 1 Stunde war das Camioneta dann auch voll besetzt und die Fahrt konnte beginnen.
Noch im Hellen kamen wir in Macuto an, einem Ort, der in Reiseberichten im Internet als Urlaubsort am Strand mit vielen Restaurants und nahe am Flughafen Caracas beschrieben wird. Das ist auch alles nicht gelogen, nur wie wir spaeter rausfanden aenderte sich hier einiges 1999, als nach einem Erdrutsch in dieser Region viel verwuestet wurde und etliche Menschen ihr Leben verloren. Dieser Erdrutsch zaehlt mit zu den bisher schlimmsten Naturkatastrophen.

Seitdem erholt sich hier ueberwiegend die untere Mittelschicht und die Unterschicht. In einigen der "Restaurants" trifft man Abends die, die Morgens schon hier sassen als man dran vorbei lief, immer noch mit einem "Polar" (venezulanisches Bier, was wie verduenntes Koelsch schmeckt) in der Hand.

Den 01.06. verbrachten wir schoen relaxt, gammelnd, mit einem Buch in der Hand, den Tag am Strand und einen Tag spaeter nutzten wir die Gelegenheit zum nahegelegenen Flughafen Caracas zu fahren, um das Thema mit unseren Rueckflugtickets zu klaeren. Leider gibt es hier keine Bueros der Fluggesellschaften, sondern nur die gerade unbesetzten Abfertigungsschalter, so das wir auf unseren Rueckflugtag gespannt sein duerfen, ob dann auch alles klappt.

Nach einem weiteren Gammeltag in Macuto machten wir uns am 04.06. zuerst auf den Weg nach Caracas, um von dort weiter nach Valencia zu fahren. Da dieser Ort nicht zu den sehenswerten des Landes zu zaehlen ist und ein Weiterkommen zu unserem eigentlichen Ziel, Mérida in den Anden, nur durch eine Nachtfahrt zu erreichen ist, beschlossen wir doch noch mal eine Nachtfahrt in Venezuela zu wagen. Wir durften zwar unsere Handgepaecksrucksaecke nicht mit zu unseren Plaetzen nehmen (nur saemtliche Einzelteile daraus in eine Plastiktuete gepackt - bitte nicht nach irgend einer Logik fragen, die sucht man hier vergeblich!), aber wir kamen um saemtliche nervigen Militaerkontrollen drumrum und dadurch halbwegs ausgeschlafen heute Morgen hier an.
Der erste Eindruck dieser Stadt ist nur positiv! Es ist sauber, man hat nicht das Gefuehl schon an der naechsten Ecke ueberfallen zu werden und unsere Unterkunft ist traumhaft schoen.

...und nun ein paar Episoden aus Venezuela, so wie wir sie erlebten...

Das Reisen in Venezuela an sich ist schon sehr nervig.
Generell gilt schon mal auf saemtliche Angaben von Fahrzeiten mindestens 2 Stunden draufzuschlagen, um sich der realen Fahrzeit anzunaehern.
Den gewuenschten Zielort kann man zwar angeben, nur wird der Bus der gerade im Busbahnhof steht wahrscheinlich dort sowieso hinfahren - ob das nun stimmt oder nicht! Und natuerlich auch auf direktem Weg - was auch nicht immer stimmt! Was hingegen immer stimmt: Sitzplaetze werden generell vom Ticketverkaeufer ausgedacht, auch diese, die es im Bus spaeter ueberhaupt nicht gibt!
Wenn man nun versuchen will alles etwas ruhiger und gemuetlicher angehen zu lassen und sich cleverer Weise schon am Vortag Bustickets kaufen will, bekommt man entweder keine oder wird am naechsten Tag in dem typischen Chaos von venezulanischen Busbahnhoefen zur Verzweiflung getrieben, weil Hinz und Kunz versucht, dich in seinen Bus zu zerren und generell auf Fragen nicht wirklich antwortet. Auch sollte man nie davon ausgehen, das die Aussage an einem bestimmten Busbahnhof umzusteigen, um zum Zielort weiterfahren zu koennen, stimmt. Mitunter liegt dazwischen noch eine etwas laengere Taxifahrt quer durch die Hauptstadt des Landes.

Bei Taxifahrten ist das uebrigens aehnlich. Man kann schon sein gesamtes Gepaeck in einem Taxi verstaut haben und will gerade einsteigen, da kommt immer noch jemand an und versucht einen davon zu ueberzeugen, lieber mit seinem Taxi mitzufahren. Dabei interessiert es auch keinen, das man mit Absicht schon an allen schreiend auf einen Zukommenden und Hinterherlaufenden vorbei gegangen ist und sich das Taxi auswaehlte, wo der Fahrer noch drinnen sass.

Wenn ein Busfahrer im Stau einer Autobahnbaustelle ein Bestechungsgeld an einen Bauarbeiter zahlt, darf er ein Stueck des Staus auf der gesperrten Strecke umfahren und sich weiter vorne wieder in den Stau einreihen. Motorradfahrer hingegen fahren auf der Schmiergeldspur bis kurz vor den Abgrund und faedeln sich erst dann wieder in den zaeh fliessenden Verkehr ein.

VISA-Aufkleber an Bankautomaten dienen scheinbar nur als Zierde, deshalb niemals drauf verlassen, das man mit der VISA-Karte auch Geld bekommt!

...und noch einen kleinen Beitrag zur Freundlichkeit und Ehrlichkeit in Geschaeften und Restaurants...

Man wird oft unfreundlich bedient oder gar nicht erst beachtet. In Restaurants werden halbvolle Glaeser weggeschleppt, dafuer verzaehlt man sich regelmaessig beim Wechselgeld oder bringt dieses gar nicht erst. Es kann auch sein das Dinge auf der Rechnung auftauchen, die man gar nicht bestellt hatte.

Ich moechte nicht behaupten das alle Venezulaner so sind, ich finde es allerdings sehr merkwuerdig, das wir ueberwiegend solchen begegnen! Die wenigen Ausnahmen die wir bisher hier trafen werden achtungsvoll von uns hervorgehoben!

Ob sich unsere Meinung ueber Land und Leute noch bessert, oder ob unsere bisherigen Erfahrungen damit weiter ausgebaut werden, erfahrt Ihr dann das naechste mal.

Bis dahin Euch endlich den lang ersehnten Start in den Sommer!

Alles Liebe
von Dirk und Romy

 

 

   


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