Tagebuch

Seite 25

  Pedro Juan Caballero (Paraguay),    4. Mai 2006 - 16.00 Ortszeit  


     

¡ Hola Amigos !

Am 17. April ueberquerten wir mal wieder die chilenische Grenze und legten im knapp 100 Kilometer entfernten Osorno eine Zwischenstation fuer eine Nacht ein. Mehr war auch nicht noetig, da der Ort an sich nichts zu bieten hat.
Wir kauften uns somit auch gleich nach der Ankunft Bustickets fuer die Weiterfahrt ins 233 Kilometer noerdlicher liegende Villarrica und stellten uns den Wecker auf 7.00 Uhr, da unser Bus 9.00 Uhr abfahren sollte.
Diesen ueberhoerten wir natuerlich am naechsten Morgen und mussten deshalb ein wenig mehr Eile, als in den letzten Monaten gewohnt, an den Tag legen. Kurz vor 9.00 Uhr standen wir dann bei knapp 10°C und stroemenden Regen auf dem windgepeitschten Busbahnhof und schauten erwartungsvoll der Ankunft unseres Buses entgegen.
Eine dreiviertel Stunde, 3 Kaffee und 5 Zigaretten spaeter, schauten wir dann nicht mehr ganz so erwartungsvoll und uns daemmerte langsam, dass die ganzen Uhren auf dem Busbahnhof gar nicht eine Stunde nach gingen, sondern wir nach dem Grenzwechsel einfach verpasst hatten unsere Uhren der chilenischen Zeit anzugleichen .....
Nun ja, der Bus erschien puenktlich eine Stunde spaeter als von uns erwartet und nach einer halben Stunde Fahrt waren auch unsere Fuesse und Haende wieder einigermassen aufgetaut und wir kamen 13.00 Uhr bei Dauerregen im von dichten Wolken verhuellten Villarrica an.

Villarrica (45000 Einwohner) liegt am gleichnamigen See und Vulkan (2840 m hoch und noch aktiv) in La Araucanía, der neunten chilenischen Region und ist umgeben von Seen, Vulkanen, Fluessen und Nationalparks.
Zwischen Maerz und August ist die Hauptregenzeit mit einer Nierderschlagsmenge von 2500 bis 3500 mm. Dies merkten auch wir, als wir auf der Suche nach einer Unterkunft durch den Regen stapften.

Immerhin fanden wir nach relativ kurzer Zeit ein annehmbares Zimmer und ueberlegten uns als naechstes erst einmal, was wir bei diesem Mistwetter anfangen koennten.
Ausfluege in die Umgebung waren zwar reizvoll, aber bei dem Wetter sinnlos, so dass wir den naechsten Tag dazu nutzten, um uns 3 Stunden lang unsere Unfaehigkeiten im Billardspiel vor Augen zu fuehren.
Immerhin erwaermte uns das Spielen einigermassen, was man von unserer Unterkunft und anderen Raeumlichkeiten nicht sagen konnte. Eine Heizung gehoert hier nicht zu den Grundausstattungen eines Hauses.
Einen Tag spaeter hatte es wenigstens mit Regnen aufgehoert, so dass wir beschlossen nach Pucón, einem 30 km entfernten Ort, zu fahren, der das Tourismuszentrum der Gegend ist. Dies merkt man dem Oertchen auch auf Schritt und Tritt an. Ein Drittel des centro besteht aus Tourenanbietern und Souvenirshops und die anderen zwei aus Restaurants und Unterkuenften. Nachdem wir uns dies 3 Stunden angeschaut hatten, fuhren wir nach Villarrica zurueck und kauften uns Bustickets fuer die Weiterfahrt am naechsten Abend ins etwa 800 km entfernte Valparaíso.
In Valparaíso kamen wir morgens um 8.00 Uhr an und wurden von strahlend blauen Himmel und angenehmen Temperaturen empfangen.
Was hatten wir nicht schon alles von Valparaíso gehoert und gelesen. Schwaermereien von anderen Globetrottern und Loblieder in Internetreiseberichten.

�uns enttaeuschte die Stadt.
Und dies lag nicht nur daran, dass wir ueber eine Stunde durch mit baufaelligen Hauesern und nach menschlichen Ausscheidungen riechende Strassen irrten, ohne eine Unterkunft zu finden.

Zwar schoen in einer Bucht und umgeben von unzaehligen Huegeln gelegen, vermittelte uns Valparaíso trotzdem nicht das Gefuehl, in einer der (wie oft geschrieben) schoensten Staedte der Welt zu sein.

Immerhin fanden wir nach laengerer Suche eine Unterkunft, in Form eines heruntergekommenen Hotels, dass seine besten Zeiten vor ungefaehr einer Million Jahren hatte und erkundeten danach erst einmal ohne Gepaeck die Stadt.
Am naechsten Tag fuhren wir dann mit einem der 15 Ascensores (Aufzuege bzw. Standseilbahnen) auf einen der Huegel, nach dem wir schon einen der Huegel per Treppe erstiegen hatten und oben von einem aelteren, ihren Wadenbeisser Gassi fuehrenden, Muetterchen gewarnt wurden, auch nur einen Schritt weiter zu gehen, da dies zu gefaehrlich sei. Dort oben schlenderten wir ein wenig herum, machten ein paar Fotos und machten uns dann auf den Weg zum Busbahnhof, um die Weiterfahrt nach Cordoba in Argentinien zu klaeren.

In Valparaíso erkundigten wir uns auch nach Fluegen Richtung Venezuela.
Da uns diese aber zu teuer waren, liessen wir diesen Gedanken wieder fallen und knobelten uns stattdessen eine Route auf dem Land- und Wasserweg ueber Bolivien und Brasilien aus.

Am Montag, dem 24.04., fuhren wir dann nach Santiago und von dort aus in einer Nachtfahrt gleich weiter nach Cordoba in Argentinien.

Dort kamen wir Dienstagmorgen 8.00 Uhr an und fanden dank zahlreicher Flyerverteiler am Busbahnhof auch gleich eine preiswerte Unterkunft im Hostal �Inti Huasi�, wo wir mit einem Kaffee empfangen wurden und uns fuer eine Nacht einmieteten.
Dort lernte ich am Abend auch Bruno aus Montpellier (Frankreich) kennen, der seit 11 Monaten durch Suedamerika reist und mir, bei ´nem Bierchen bis Nachts halb2, einige Tipps fuer unsere naechsten Ziele geben konnte.
Cordoba, eine interessante und lebendige Stadt, verliessen wir am naechsten Abend wieder, um in einer Nachtfahrt die 850 km nach Salta zurueckzulegen.
In Salta angekommen erkundeten wir erst einmal die Stadt und informierten uns bei den zahlreichen Tourenanbietern nach den Preisen. Da uns diese doch ein wenig arg hoch erschienen, beschlossen wir uns ein Auto zu mieten, da wir dadurch die spektakulaere Umgebung am preiswertesten und vor allem individuell entdecken konnten.
Den Plan mit dem beruehmten �Train a las nubes� (Zug in die Wolken) zu fahren, mussten wir leider begraben, da dem Betreiber im Jahr 2005 die Betreiberlizens entzogen wurde.

Der Tren a las Nubes ist eine Eisenbahnstrecke zwischen der Stadt Salta in der argentinischen Provinz Salta mit Antofagasta in der Nordregion Chiles am Pazifischen Ozean.

Die Eisenbahnstrecke wurde vom nordamerikanischen Ingenieur Ricardo Fontaine Maury konstruiert und wird immer wieder mit den Pioniertaten grosser Konstrukteure, wie dem Eiffelturm zu Paris, dem Panama-Kanal, dem Sueskanal und der Eisenbahntrasse von Curitiba nach Paranaguá im Sueden Brasiliens verglichen. Die argentinische Strecke ist etwa 450 km lang und ueberquert bei Socompa (3858 m ueber NN) die Grenze zu Chile. Die chilenische Strecke ist etwa 330 km lang.................Quelle Wikipedia

Am Sonnabend, dem 29. April, mieteten wir uns einen kleinen roten VW Gol (kein Schreibfehler, der heisst hier wirklich so) und verliessen Salta bei strahlenden Sonnenschein Richtung Sueden nach Cafayate. Ab dem kleinen Dorf Alemania, etwa 50 km vor Cafayate, begann die �Quebrada de las Conchas�, eine Schlucht, die durch ihre bizarr von der Erosion geformten Felsformationen besticht. Dieses Formen- und Farbenspiel war so beeindruckend, dass bei uns mal wieder die Ausloeser der Digis heiss liefen und wir uns kaum satt sehen konnten.
Bis Cafayate war die Strasse gut geteert, was sich dann aenderte, als wir noerdlich Richtung Cachi auf die beruehmt-beruechtigte Ruta 40 bogen. Die legendaere Ruta 40 ist eine zumeist Schotterpiste, die ueber mehr als 4.600 km vom Norden Argentiniens bis hinunter ins suedliche Patagonien fuehrt.
Die Strasse verwandelte sich jetzt also in eine Geroell- und Staubpiste, was das Vorwaertskommen erheblich verlangsamte.
Vorbei an Doerfern, die gerade einmal aus einer Handvoll bewohnten und ebenso vielen verlassenen und verfallenden Lehmhaeusern bestanden, erreichten wir Cachi deshalb erst nach Einbruch der Dunkelheit, da wir fuer die 160 km lange Strecke 4 Stunden brauchten.

Am naechsten Tag wollten wir urspruenglich weiter nach San Antonio de los Cobres fahren, mussten uns aber noch in Cachi von diesem Gedanken verabschieden, da uns 2 herumlungernde Uniformierte, die wir nach den Weg fragten, von dieser Strecke abrieten. Auf Grund des Wetters war es fraglich ob die Strasse, deren hoechster Pass immerhin ueber 4895 m fuehrt, passierbar sei. Ein guter Ratschlag, wie wir wenig spaeter auf unserer Ausweichstrecke ueber Salta nach Jujuy feststellten. Obwohl die Fahrt �nur� ueber einen 3000 m hohen Pass fuehrte, hatten wir auf einer Strecke von 20 Kilometern nur eine Sichtweite von 10 Metern, da wir durch eine dichte Wolke fuhren und somit leider auch nichts vom Parque Nacional Los Cardones mitbekamen. Bei stroemenden Regen kamen wir am Nachmittag in Jujuy an, nahmen uns eine Unterkunft und verbrachten den Rest des Tages im Internet.

Da sich auch am naechsten Tag das Wetter nicht gebessert hatte, gaben wir unseren Plan, ins 120 km entfernte Humahuaca zu fahren, auf und beschlossen statt dessen, ueber die Lagunas de Yala zu den Termas de Reyes zu fahren, wo wir uns ein entspanntes Bad in den warmen Quellen goennen wollten. Ueber Stock und Stein, sowie kleinen Baechen ging es einen Serpentinenweg hinauf zur ersten Lagune, wo wir uns in einem Restaurant erstmal einen Kaffee goennten und erfahren mussten, dass ein Weiterkommen ab hier nicht mehr moeglich ist. Also fuhren wir nach Jujuy zurueck, nahmen die asphaltierte Strasse die direkt zu den Thermen fuehrt und mussten dort angekommen feststellen, dass diese geschlossen waren.
Schade ��.! Da wir auf Grund des schlechten Wetters keine Alternativen mehr fuer die Umgebung hatten, kehrten wir nach Salta zurueck und gaben unser Auto 18 Stunden eher als geplant wieder ab. Trotz der verfruehten Abgabe hatte sich die Automietung fuer uns jedoch auf alle Faelle gelohnt. Auf den von uns gefahrenen 900 Kilometern sahen wir vor allem am ersten Tag eine beeindruckende Landschaft.

Eigentlich sollte unsere Reise jetzt weiter nach Santa Cruz de la Sierra in Bolivien gehen, von wo aus wir dann weiter nach Campo Grande in Brasilien fahren wollten.
Da uns aber von verschiedenen Leuten von dieser Strecke abgeraten wurde, da es nicht sicher sei, ob diese passierbar ist, schmissen wir unsere Routenplanung mal wieder ueber den Haufen und bastelten uns eine Alternativstrecke ueber Asunción und Pedro Juan Caballero, in Paraguay, nach Campo Grande zusammen.

--- Fand ich persoenlich schade, da ich in Bolivien die kleine Ortschaft La Higuera, sowie Vallegrande besuchen wollte, wo 1967, Ernesto Rafael Guevara de la Serna ermordet und begraben wurde. ---

Am naechsten Tag, Dienstag den 2.Mai, fuhren wir somit mal wieder nach Clorinda, wo wir Mittwochvormittag ankamen.

Das kleine staubige Grenznest kannten wir ja noch von unserem ersten Besuch vor etwa 3 Monaten, so dass wir die ganze Prozedur routiniert angingen.
Wir nahmen uns ein Taxi zur Grenze, ueberfuhren kurz davor noch einen Hund, ignorierten die Geldwechsler mit ihren manipulierten Taschenrechnern, holten unseren Ausreise- und Einreisestempel und fuhren mit einem Camionetta ins eineinhalb Stunden entfernte Asunción. Dort kamen wir 11.30 Uhr an und erwarben uns gleich Tickets fuer die Weiterfahrt nach Pedro Juan Caballero an der brasilianischen Grenze um 13.00 Uhr.
Auf den Bus warteten wir dann eine Stunde laenger, naemlich bis 14.00 Uhr, da wir mal wieder verpasst hatten an der paraguayanischen Grenze unsere Uhren umzustellen.

P.J.Caballero, wo wir am Abend ankamen, besteht zu einem grossen Anteil aus Marktstaenden, in denen billiger Ramsch und preiswerte Alltagsgebrauchsgegenstaende verkauft werden. Immerhin konnte ich hier meinen Zigarettenvorrat wieder ein wenig aufstocken, da ich bei dem Preis von einem Euro pro Stange einfach nicht widerstehen konnte.

Am naechsten Tag erkundigten wir uns dann am Busbahnhof nach einer Moeglichkeit weiter nach Campo Grande zu kommen. Um uns ein Ticket kaufen zu koennen, muessten wir uns erst einmal den paraguayanischen Ausreise- und den brasilianischen Einreisestempel besorgen, erhielten wir als Auskunft. Also machten wir uns auf den Weg zur paraguayanischen Auslaenderbehoerde, die wir auch nach 4 Kilometer Fussmarsch fanden und wo wir problemlos unseren Stempel bekamen. Nun vermuteten wir das brasilianische Stempelamt gleich um die Ecke, was sich aber als Irrtum herausstellte. Wiederum 4 Kilometer weiter, im centro von nun Ponta Porã in Brasilien, fanden wir dann aber auch das Buero der Policia Federal und bekamen unseren Einreisestempel. Nachdem wir somit offiziell in Brasilien eingereist waren, reisten wir gleich wieder inoffiziell aus, indem wir die Strasse ueberquerten und wieder auf paraguayanischen Boden standen. Auf dem Busbahnhof bekamen wir nun auch unsere Tickets und wurden im Anschluss sogar noch auf einen Kaffee in das Buero der Busgesellschaft eingeladen.
Eine gemeine Falle wie sich herausstellte!!!
Nachdem wir 2 Kaffee in einem Fingerhutgrossen Kunststoffbecher erhalten hatten, sollten wir der Dame in dem Buero naemlich die neu erworbene Klimaanlage erklaeren. Sie kam mit der englischsprachigen Bedienungsanleitung nicht zurecht und fror jaemmerlich, da der Ventilator nicht auszustellen ging.
Nun ja, helfen konnten wir ihr auch nicht, aber immerhin schauten wir sehr wissend in die Anleitung, drueckten ein wenig auf der Fernbedienung herum und verabschiedeten uns dann mit einem bedauernden Schulterzucken.

So, dass war mal wieder der Bericht der letzten Tage, in denen wir in 17 Tagen immerhin knapp 5400 Kilometer zurueck gelegt haben. Kaum zu glauben, dass wir trotzdem noch ausreichend Zeit fanden die Landschaft zu erkunden und zu geniessen.

Jetzt geht es in Brasilien weiter Richtung Venezuela und darueber ist dann im naechsten Tagebucheintrag zu lesen.

Bis dahin liebe Gruesse

Romy & Dirk

 

 

   


<<< zurueck zu Tagebuchseite 24

zurueck zur Tagebuchuebersicht

weiter zu Tagebuchseite 26 >>>

Suedamerikatagebuch Romy und Dirk