Tagebuch

Seite 20

  Salto  (Uruguay),    12. Februar 2006 - 20.00 Ortszeit  


     

¡ Buenas tardes amigos !

Der Winter scheint euch in Alemania ja immer noch fest im Griff zu haben, so dass ihr euch sicherlich ueber ein paar Zeilen aus dem warmen Sueden freut.

Nachfolgend unser Bericht ueber Uruguay.

Am Mittwoch, dem 1. Februar setzten wir mit einer Faehre ueber den Rio de la Plata und ueberquerten damit auch die Laendergrenze von Argentinien nach Uruguay. Etwas gewoehnungsbeduerftig fuer uns war allerdings die Faehrueberfahrt von Buenos Aires nach Colonia, bzw. das Einchecken und die Grenzformalitaeten.
Die Faehre sollte eigentlich 9.00 Uhr fahren, was aber in Anbetracht der Schlange vor den Schaltern nicht zu machen war. Immerhin schaffte sie es dann 10.00 Uhr abzulegen, was bei den Menschenmassen und der ueberfordert scheinenden Beamten schon ein kleines Wunder war.
Sollte einer von euch die Absicht haben irgendwann einmal mit der Faehre ueberzusetzen, hier ein kleiner Ablauf des Vorgangs.

Man stellt sich zuerst in der Haupthalle mit 10 Schaltern in einer Schlange vor einem der 2 geoeffneten Schaltern mit der Aufschrift Colonia an. Die anderen 8 Schalter sind noch mit der Abfertigung der vorhergehenden Faehren beschaeftigt.
Nach etwa einer halben Stunde uebernehmen nach und nach auch die anderen Schalter die Coloniaabfertigung, so dass immer ein wildes Hin- und Hergerenne und Gedraenge entsteht, da jeder ganz vorn dabei sein will. Wir blieben ganz brav und entspannt in unserer Reihe stehen und kamen somit nur Zentimeterweise voran. Nach etwa einer Stunde hatten wir dann unser Gepaeck aufgegeben und stellten uns in einer 12-fach gewundenen Schlange an der Sicherheitskontrolle an. Als wir diese nach etwa 40 Minuten passiert hatten, hiess es in einer diesmal geordneten Schlange anstehen, um die Grenzformalitaeten zu erledigen. Da hier die argentinischen und uruguayanischen Grenzbeamten zusammen arbeiteten, brauchte man sich immerhin fuer den Ein- und Ausreisestempel nur einmal anzustellen. Dies war nach etwa 40 Minuten auch erledigt und wir konnten nun die verbleibende Zeit von ungefaehr einer dreiviertel Stunde damit verbringen, uns in einer Schlange anzustellen, die den Zugang auf die Faehre ermoeglichte. Ihr seht, alles ganz einfach!!! . . . . zumindestens fuer einen gelernten Buerger der DDR.

Nach 3 Stunden Fahrt erreichten wir dann Colonia, welches uns mit einem Platzregen empfing, so dass wir ersteinmal in ein Strassencafe fluechteten. Nach 2 Stunden schien dann wieder die Sonne und wir konnten uns auf die Suche nach einer Unterkunft machen. Leider vergeblich, so dass wir, nachdem wir uns im Touristenbuero erkundigt hatten, mit dem Bus zum 5 Km entfernten Campingplatz fuhren und dort unser Zelt aufbauten.


Colonia del Sacramento ist die älteste Stadt Uruguays (gegruendet 1680) und ihre Altstadt wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Den Tipp dieses Staedtchen zu besuchen hatten wir von Rudi in Buenos Aires bekommen.

Den naechsten Tag verbrachten wir mit dem Erkunden des wirklich huebschen Ortes und legten am Freitag einen Strandfaulenztag am Rio de la Plata ein.

Sonnabendfrueh bauten wir dann unser Zelt im Regen ab und fuhren mit dem Bus ins 180 Km entfernte Montevideo, der Hauptstadt Uruguays.

Dort fanden wir recht schnell eine sehr preisguenstige Unterkunft im centro de la capital, hangen dort ersteinmal unser Zelt zum Trocknen auf und machten uns dann auf den Weg die Weltstadt zu entdecken.
... was fuer ein Kaff !!!!!!!
Wir waren vom ersten Augenblick an von Montevideo enttaeuscht. Die Stadt strahlt fuer uns ueberhaupt keinen Charme aus, die aelteren Gebaeude waren fast alle dem Verfall preisgegeben und die neueren schienen von unter boesen Drogen stehenden Architekten und Staedteplanern entworfen zu sein und ueberboten sich in ihrer Haesslichkeit und Sterilitaet.
Da wir noch einige Einkaeufe zu erledigen hatten und hofften dies in Montevideo tun zu koennen, blieben wir noch am Montag, da Sonntag alle Geschaefte geschlossen hatten und die Stadt wie ausgestorben wirkte. Wir haetten uns dies aber auch sparen koennen, da wir in den Sortimentbegrenzten Laeden nichts bekamen was wir brauchten.

Dienstagmittag fuhren wir dann ins knapp 300 Km entfernte Paso de los Toros, was zwar auch ein ziemliches trostloses Staedtchen ist, immerhin aber mit einem sehr schoenen, am Rio Negro gelegenen Campingplatz aufwarten kann.
Dort verbrachten wir die naechsten 3 Tage, wobei es fuer uns sehr interessant war, abends im Strassencafe die Lebensgewohnheiten der hier angesiedelten Eingeborenen zu beobachten. Das Strassencafe lag an der Flaniermeile des Ortes und da man, auch wenn man aus dem fernen Europa angereist ist, in keinem Fall die Speisekarte vor 20.30 Uhr bekommt, hatten wir genug Zeit die lustigen Rituale der Einheimischen zu beobachten.

Jung und alt flaniert ab etwa 20.00 Uhr auf der Strasse auf und ab, wobei dies entweder zu Fuss (selten), mit knatternden Mopeds (ganz, ganz oft), mit Fahrraedern (oft) oder mit irgendwelchen getunten Prollschuesseln (ganz selten) passiert.
Fasziniernd ist dabei zu beobachten, dass bei keiner dieser Gestalten dabei die unter dem linken Arm klemmende Thermoskanne mit heissem Wasser und die sich in der linken Hand befindliche Kalebasse, in der sich der Mate befindet, fehlt. Staendig wird der Sud wieder aufgegossen und mit Hilfe einer Bombilla (ein Metallroehrchen mit Sieb) geschluerft. War dieses Ritual schon in Argentinien vereinzelt zu beobachten, so wird dies von den Uruguayanern so heftig den ganzen Tag ueber celebriert, dass man selbst Leute bei handwerklichen Taetigkeiten, die eigentlich beider Haende beduerfen, diese Utensilien festhalten sieht.

Am Freitag fuhren wir dann mit dem Bus ueber Tacuarembó nach Paysandú, was mit 85000 Einwohnern die drittgroesste Stadt des Landes ist. Unser dortiges Hotelzimmer fuer umgerechnet 6 Euro p.P. war zwar mit eigenem Bad, Kabelfernseher und Deckenventilator ausgestattet, lag aber direkt an der dortigen Flaniermeile, was sich besonders Sonnabendnacht als glatter Nachteil erweisen sollte.
Von der Hitze gepeinigt und von Muecken gepiesackt, waelzten wir uns ab Mitternacht schlaflos in unserem Bett umher, waehrend draussen Mopeds mit dem Laerm eines startenden Duesenjets vorbeiknatterten und zur Kroenung 01.30 Uhr im gegenueberliegenden altehrwuerdigen (verfallenen) Tanzcafe, bei sperrangelweit geoeffneten Fenstern, eine Livecombo aufzuspielen begann, deren Musizierfreude erst gegen 05.00 Uhr erlahmte.

Uebergluecklich diese Nacht ueberstanden zu haben, fuhren wir dann am naechsten Vormittag nach Salto, was zwar die zweitgroesste Stadt des Landes ist, aber nicht mehr Interessantes zu bieten hat, als Hiermoechteichnichttotueberdemzaunhaengen.

Damit war fuer uns das Kapitel Uruguay abgeschlossen (xxx) und unsere weitere Reise fuehrt uns demnaechst ueber Argentinien nach Paraguay und dann weiter nach Brasilien.

Hitzige Gruesse aus dem ueber 33ºC warmen Suedamerika senden euch

Romy & Dirk

 

 

   


<<< zurueck zu Tagebuchseite 19

zurueck zur Tagebuchuebersicht

weiter zu Tagebuchseite 21 >>>

Suedamerikatagebuch Romy und Dirk