Tagebuch

Seite 19

  Buenos Aires  (Argentinien),    31. Januar 2006 - 20.00 Ortszeit  


     

¡ Saludos de Argentina !

Nach 3 Wochen mal wieder ein kleiner Rueckblick auf die Geschehnisse der letzten Tage.

Am Donnerstag, den 12.Januar, fuhren wir mit dem Bus von Punta Arenas los und erreichten Mittag die Magellanstrasse, wo wir mit einer Faehre nach Feuerland uebersetzten.
Tierra del Fuego erhielt seinen Namen von der Expedition Ferdinand Magellans, der im Oktober 1520 als erster Europaeer die nach ihm benannte Magellanstraße entdeckte und mit drei Schiffen auf dem Weg zu den Gewuerzinseln (Molukken) durchfuhr. Der von ihm waehrend der ueber 20 Tage dauernden Passage beobachtete Schein der Lagerfeuer der Ureinwohner gab der Inselgruppe den Namen.

Ushuaia, die suedlichste Stadt der Welt, erreichten wir kurz nach 21.00 Uhr und machten uns erst einmal auf die Suche nach einer Unterkunft. Dies gestaltete sich schwerer als gedacht, da alle preiswerten Hostels und selbst die teuren, mit 200 Pesos (ca. 60 Euro) unseren Geldrahmen sprengenden Hotels, keinen Platz mehr frei hatten.
Nach einer Stunde Umherirrens sprach uns dann ein Mann auf der Strasse an und bot uns ein Appartement fuer 120 Pesos an. Dies lag zwar normalerweise auch ueber unserem Limit, da es aber schon relativ spaet war und wir keine Alternative hatten, goennten wir uns diesen Luxus.
...und es war Luxus im wahrsten Sinn.
Unten ein grosser Raum mit voll ausgestatteter Kueche, sowie Bad und Kabelfernsehen und oben das Schlafzimmer mit einem riesigen Doppelbett.

Den Freitag und Sonnabend verbrachten wir mit dem Erkunden der Stadt und informierten uns ausserdem ueber den nahe gelegenen Nationalpark und die Moeglichkeit von Ushuaia wieder weg zu kommen.
Da der naechste Bus mit freien Plaetzen erst wieder am Freitag der naechsten Woche fuhr, beschlossen wir bis Mittwoch im Nationalpark zu zelten und fuhren Sonntag mit einem Kleinbus zum 18 Km entfernten Nationalpark Tierra del Fuego.
Der Feuerland-Nationalpark ist der suedlichste Nationalpark Argentiniens. Das 630 km² große Schutzgebiet wurde im Jahr 1960 mit dem Ziel des Schutzes der suedlichsten subantarktischen Waelder gegruendet. Zu den landschaftlichen Attraktionen zaehlen Gletscher (z.B. der Glaciar Martial), tiefe Taeler und Schluchten, Fluesse und Seen, sowie Torfmoore. Außerdem gibt es archaeologische Staetten der Yámana Ureinwohner.
Wir bauten unser Zelt am Lago Roca auf, von wo wir auch unsere Wanderungen in den naechsten Tagen starteten.
Am Montag wanderten wir zur Bahia Lapataia, die zugleich das Ende der suedlichsten mit einem Fahrzeug befahrbaren Strasse, der Ruta 3, bedeutet und ausserdem einen Blick auf den Beagle-Kanal ermoeglicht, der als natuerliche Wasserstrasse, wie auch die Magellanstrasse, den Pazifik mit dem Atlantik verbindet.
Am Dienstag ging es dann entlang des Lago Roca bis zur chilenischen Grenze.
Im Nationalpark fiel uns eine enorme Kaninchenplage auf und ausserdem nervte uns eine Vogelschar, die jeden Morgen ab 5.00 Uhr ein Heidenspektakel veranstaltete, dass lauter als 10 Wecker zusammen war und uns nicht mehr schlafen liess.

Den Mittwochabend und Donnerstag verbrachten wir wieder in Ushuaia und fuhren am Freitag, Frueh 5.30 Uhr, mit dem Bus ins 600 Km weiter noerdlich gelegene Rio Gallegos. Dort kamen wir, nach dem wir wieder die Magellanstrasse ueberquert hatten und dabei auch einige Delfine beobachten konnten, 18.00 Uhr an und beschlossen spontan, mit dem naechsten Nachtbus weiter ins 700 Km entfernte Comodoro Rivadavia zu fahren. Der Bus fuhr 20.30 Uhr los und wir kamen im besagten Ort Frueh 7.00 Uhr an, wo wir uns wieder einmal auf die Suche nach einer Unterkunft machten. Da wir bis 9.00 Uhr nichts gefunden hatten, beratschlagten wir kurz und entschieden, am Nachmittag weiter ins 450 Km entfernte Puerto Madryn zu fahren. Wir kauften uns also Bustickets, gaben unsere Rucksaecke an der Gepaeckaufbewahrung ab und gingen erst einmal in den Ort fruehstuecken. 13.00 Uhr fuhr dann unser Bus und wir kamen 18.00 Uhr in Puerto Madryn an, wo wir nach 1 Stunde Suchen noch 2 Betten in einem 6-Bett-Zimmer fanden.

Nach 1750 Kilometern und 36 Stunden Busfahrt (durch groesstenteils Graspampa, ohne eine Menschenseele) dachten wir es waere mal wieder an der Zeit ein wenig auszuspannen und fuhren am Sonntag ins 100 Km entfernte Puerto Pirámides auf der Halbinsel Valdés. Dort schlugen wir unser Zelt auf dem ziemlich mittelpraechtigen, einzigen Campingplatz auf und verbrachten die naechsten Tage am Strand beim Sonnen und Faulenzen.
Mittwochmittag fuhren wir dann wieder zurueck nach Puerto Madryn und von dort aus mit dem Nachtbus ins 992 Km entfernte nicht weiter erwaehnenswerte Azul, wo wir eine Nacht blieben und am naechsten Morgen weiter ins noch 300 Km entfernte Buenos Aires fuhren. Dort stiegen wir im von uns am Vortag ueber Internet gebuchten Casa de los Angelitos ab, wo wir von Rodolfo (Rudi), dem (deutschstaemmigen u. -sprachigen) Besitzer, seiner Frau Betty und deren Sohn Sergio empfangen wurden.
Die Unterkunft erwies sich als Gluecksfall (Danke Brigitte), da sie zum einen zentral gelegen und preisguenstig ist, sowie ueber die Moeglichkeit der Kuechenbenutzung und einen Freisitz im Innenhof und eine Dachterasse mit Grillplatz verfuegt.
Dort lernten wir am ersten Abend Michael aus Berlin kennen, der schon einige Tage in Buenos Aires verbrachte und uns einige Tipps zur Stadt geben konnte.
Wir verbrachten die naechsten Abende zusammen, bei einigen Flaschen Bier und Wein, beim Quatschen und veranstalteten am letzten Abend noch ein kleines Grillfest auf der Dachterasse, bei dem uns auch die einen Tag zuvor angekommene Nadja aus der Schweiz Gesellschaft leistete.

Buenos Aires ist ein Moloch mit 14 Millionen Einwohnern und trotzdem eine liebenswerte und interessante Stadt mit kolonialen Charme und abwechslungsreichen Stadtteilen, die trotz ihrer Groesse nicht ueberfuellt wirkt. Und dies, obwohl immerhin allein 20 000 Busse im Stadtzentrum verkehren und ausserdem noch einmal ueber 38 000 Taxen um Fahrgaeste streiten. Einen Grossteil des Personenverkehrs bewaeltigt auch die "subte" genannte Metro der Stadt, die 1913 das erste mal fuhr und damit die aelteste U-Bahn Lateinamerikas ist. Die Linie A hat dabei bis heute ihr Erscheinungsbild von damals behalten. Die 5 Tage waren fuer uns insgesamt leider eindeutig zu wenig, um die ganze Stadt Buenos Aires zu entdecken und zu erleben.

Nach dem wir am Sonnabend einen Bummel durch das Centro machten, schlenderten wir am Sonntag ueber den allwoechendlich stattfindenden Flohmarkt im Stadtteil San Telmo, neben dem noch ein buntes Treiben von Performencekuenstlern und Tango tanzenden Paaren stattfand.
Am Montag schauten wir uns im, durch seine farbigen Haeuser beruehmten, Stadtteil La Boca um und am Dienstag statteten wir zusammen mit Michael dem Cementerio im barrio La Recoleta einen Besuch ab.
Der 1822 gegruendete Friedhof besticht vor allem durch seine von Verschwendung und Prunksucht gepraegten Tempel und anderen Begraebnisstaetten und ist ausserdem deshalb ein Hauptanziehungspunkt fuer Besucher aller Art, da sich dort das Grab von Eva Perón befindet. Die Toten werden in einem Holzsarg und ausserdem in einem Metallbehälter bestattet, wobei beim Verschliessen des Behaelters Formol hinzugegeben wird, um einen geruchsfreien Verwesungsprozeß zu ermoeglichen.
Die einzige Ausnahme soll Evita Perón sein, die mumifiziert wurde.

Soooooo, nach dem in Ushuaia schon der geografische Wendepunkt unseres kleinen Suedamerikatrips erreicht war, konnten wir am 31. Januar auch das voraussichtliche zeitliche Bergfest unserer Reise feiern.
Voraussichtlich deshalb, da mittlerweile keiner von uns beiden ueber Rueckflugtickets verfuegt. Romy ihre wurden ja in Cusco geraubt und bei meinen schieben sich British Airways und das Reisebuero in Essen abwechselnd gegenseitig die Zustaendigkeit zu.
Wie soll man auch begreifen, dass ein gebuchter und bezahlter Flug nur deshalb nicht angetreten werden kann, weil nach Caracas-Miami und Miami-London, der Anschlussflug nach Berlin fehlt ....???

Unsere Reise geht jetzt am 1. Februar auf alle Faelle erst einmal weiter nach Uruguay und wir hoffen, euch demnaechst nicht mehr all zu sehr Mitgefuehl fuer die in Deutschland herrschenden Temperaturen entgegen bringen zu muessen.
Schliesslich haben wir es ja auch nicht leicht, wenn wir hier bei 35 ºC das Tagebuch schreiben und das Fotoalbum bearbeiten muessen.

Bis demnaechst,
seid wie immer lieb gegruesst

Romy & Dirk

 

 

   


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