Tagebuch

Seite 17

  Puerto Natales  (Chile),    4. Januar 2006 - 21.00 Ortszeit  


     

ˇˇˇ A todos un prospero ańo nuevo !!!

Wir hoffen ihr seid alle gut ins neue Jahr reingerutscht, was wir von uns auf alle Faelle sagen koennen. Doch dazu spaeter.

Nachdem wir am 20.12. in Puerto Montt ankamen, buchten wir uns fuer den naechsten Tag gleich ein Busticket fuer die Fahrt auf die Insel Chiloé, da der Ort, ausser ein paar Fischrestaurants am Hafen, nicht allzuviel zu bieten hatte. Am 21.12. ging es erst mit dem Bus nach Astillero, dann mit der Faehre nach Chacao und dann nochmal mit dem Bus bis Ancud, was mit 17000 Einwohnern die groesste Stadt auf Chiloé ist. Dort wurden wir gleich am Busbahnhof von einem Spaethippie abgefangen und zu einer Unterkunft gefuehrt, in der (wie wir per e-Mail erfuhren) witzigerweise 3 Tage spaeter eine Internetbekanntschaft von mir (ˇHola Brenda!) auch uebernachtete.

Mehr als eine Zwischenstation war dieser Ort aber auch nicht, so dass wir am 22.12. nach Castro fuhren, von wo aus wir entweder in den westlich liegenden Nationalpark am Pazifik oder in das suedlich liegende Quellón fahren wollten, um dann von dort mit der Faehre nach Chaitén ueberzusetzen. Da die Zeit langsam rast, entschieden wir uns schlussendlich gegen den Nationalpark und fuer die Weiterfahrt nach Sueden.
Diese Plaene konnten wir aber auch gleich wieder ueber den Haufen werfen, da wir in der Hospedaje in Castro ein schweizer Paaerchen kennen lernten, die sich schon in Puerto Montt intensiv Informationen ueber alle moeglichen Faehrverbindungen eingeholt hatten und uns berichteten, dass das naechste Schiff von Quellón erst wieder am Sonntag faehrt, aber eine Faehre von Puerto Montt am naechsten Abend fahren wuerde.
Am naechsten Tag, dem 23.12., fuhren wir also zurueck nach Puerto Montt, suchten eine Stunde das gut versteckte Office der Schiffsgesellschaft, warteten 1 1/2 Stunden, da gerade Mittagspause war, davor und hielten dann endlich unsere Tickets fuer die Ueberfahrt in den Haenden.

Das Schiff sollte am Abend um 22.00 Uhr ablegen und am Weihnachtsabend zwischen 22.00 und 24.00 Uhr in Puerto Chacabuco ankommen.

Puenktlich (nach suedamerikanischer Mentalitaet) legte der Kahn auch gegen Mitternacht ab und kam am 25.12., mit 4 Stunden Verspaetung, Nachts 03.30 Uhr in Puerto Chacabuco an.
Immerhin kamen wir so in den Genuss, den Weihnachtsabend auf Deck bei Sonnenschein und einem spektakulaeren Sonnenuntergang im patagonischen Fjordland, sowie um Mitternacht, bei einer vom Kapitaen spendierten Sektrunde im Bordrestaurant zu verbringen.

In Puerto Chacabuco warteten dann zum Glueck trotz Feiertag und frueher Uhrzeit einige Minibusse am Hafen, so dass wir mit einem von diesen ins 80 Km entfernte Coyhaique fahren konnten, wo wir kurz vor 6.00 Uhr ankamen.
Nachdem wir an mehreren Unterkuenften umsonst geklingelt hatten bzw. bei der einen die oeffnete, vom Preis abgeschreckt wurden, bekamen wir vollkommen uebermuedet und vom Weihnachtsumtrunk noch ein wenig dueddelig, von ein paar um diese Uhrzeit immer noch oder schon wieder feiernden Jugendlichen einen Tipp fuer eine Unterkunft und konnten uns in dieser erst mal ins Bett legen.
Auf Grund des Feiertages hatte im Ort nichts anderes als der Supermercado geoeffnet, so dass wir den Abend damit verbrachten, uns in der Kueche der Hospedaje, mit 6 Brasilianern, um die Toepfe und Gasflammen zu schlagen, um unser Festessen (Spaghetti mit Meeresfruechten) zu kochen.
Eigentlich hatten wir vor, diesen Ort als Ausgangspunkt fuer eine Tour zum San Rafael Gletscher zu nutzen, was wir aber sein liessen, als wir am naechsten Tag die Preise erfuhren.
... das billigste Angebot: eine Eintagestour fuer 299 US-Dollar!!!
Ne, ne, ne dachten wir uns, Eisbrocken, Schnee, Wasser und das ganze andere Zeugs gibt es auch woanders und wir beschlossen weiter nach Argentinien zu fahren.

---> Zur Erklaerung fuer Leutchen die die Suedamerikakarte gerade nicht so detailliert im Kopf haben: Chile und Argentinien teilen sowohl Patagonien als auch Feuerland unter sich auf und der Grenzverlauf ist dermassen kompliziert, dass wir gezwungen sind, staendig die Laender zu wechseln, um auf dem guenstigsten Weg nach Sueden zu gelangen. <---

Natuerlich war das mit dem Weiterkommen nicht ganz so einfach wie gedacht.
Zwar fahren die Busse taeglich, doch in diesem Falle nur Mittwochs, so dass wir gezwungen waren, ein paar Stunden mehr als beabsichtigt in dem 43000 Einwohner zaehlenden Nest Coyhaique zu vebringen.
Romy nutze die Zeit am Dienstag fuer eine 18 Km Wanderung ins nahe gelegene Reserva National Coyhaique, waehrend ich eine Auszeit nahm und faulenzte.
Mittwochfrueh machten wir uns dann auf den Weg zum nur 200m entfernten Busbahnhof, wo wir Carsten aus Koeln kennenlernten, der seit 3 Wochen mit dem Fahrrad in Suedamerika unterwegs ist.
Schwatzend verbrachten wir die Busfahrt bis Puerto Ibáńez, wo wir auf die Faehre ueber den Lago General Carrera nach Chile Chico wechselten und dort Holger aus Muenchen kennenlernten. Da wir alle das selbe Ziel (El Chaltén in Argentinien) hatten, fuhren wir von Chile Chico aus gemeinsam bis zur chilenisch-argentinischen Grenze, wo ein argentinischer Grenzbeamter es etwas sehr genau nahm und seine Nase sogar in meine Schmutzwaesche steckte.
Nachdem er sich noch den Inhalt von Holgers Rucksack zeigen liess und ein wenig in Carstens Fahrradtaschen wuehlte, naeherte sich anscheinend seine Mittagspause, so dass er sich in Windeseile aus dem Staub machte und wir endlich weiter nach Los Antiguos fahren konnten.

Los Antiguos, ein staubiges argentinisches Grenzoertchen, dessen Hauptattraktion ein etwa stuendlich vorbeikommender Wassertankwagen ist, sollte eigentlich nur eine kurze Zwischenstation auf dem Weg nach El Chaltén sein, da die Busse dort angeblich taeglich fahren. Dies waere auch der Fall gewesen, wenn wir den Bus mit dem 12-stuendigen Umweg ueber die argentinische Atlantikkueste (!!!!!!!!!) genommen haetten.
Da uns dies ein wenig zu stressig erschien, beratschlagten wir etwa 2 Stunden vor dem BusticketBierLebensmittelTelefongespraeche verkaufenden Laden, wobei wir sogar die Mietung eines Autos ins Auge fassten, dies aber mangels Angebots wieder verwerfen mussten.
Letztendlich beschlossen wir uns eine Unterkunft im Ort zu suchen und den Bus am naechsten Abend zu nehmen.
Eine Entscheidung die wir nicht bereuten!
Wir fanden eine Unterkunft auf einer Art kleiner Ranch, wo wir auf der sich vor dem Bungalow befindlichen Wiese bei Sonnenschein, angenehmen Temperaturen und Plaudereien, dass eine und andere Getraenk vernichteten und uns rundum wohlfuehlten.

Am naechsten Abend standen wir mitteleuropaeisch korrekt 20.00 Uhr an der vor dem Laden liegenden Busabfahrtsstelle, da dieser 20.30 Uhr abfahren sollte.
Natuerlich liess sich dieser um diese Zeit nicht blicken, so dass wir noch Gelegenheit hatten, dem schon weiter oben erwaehnten Wassertankwagen eine kleine LaOla-Welle darzubieten. Zwischendurch wurden wir von dem sich an der BushaltestelleTicketWeinBierEisWaffelnZigarettenverkaufenden einheimischen Ladeninhaber auf dem Laufenden gehalten, wo sich unser Bus gerade befindet.
Die Hauptaussage gipfelte 21.30 Uhr in dem Spruch, der Bus sei schon im Ort und der Fahrer isst gerade zu Abend.
Na ja, 23.00 Uhr fuhren wir dann endlich los und kamen am Donnerstag dem 29.12. gegen 12.30 Uhr mit "nur" 6-stuendiger Verspaetung in El Chaltén an.
El Chaltén ist ein kleines, scheinbar nur dem Tourismus vorbehaltendes Kaff, dass der unmittelbare Ausgangspunkt fuer den Zutritt zum Los Glaciares Nationalpark und unter anderem dem Fiz Roy ist.
Erstaunt und erfreut nahmen wir zur Kenntnis, dass wir trotz unmittelbarer und umfangreicher Informationen auf spanisch und englisch, sowie kostenloser Campmoeglichkeiten, weder Gebuehren noch Nationalparkeintritt bezahlen mussten.
Von Holger verabschiedeten wir uns hier, da es ihn ins etwa noch 3 bis 4 Wanderstunden entfernte Basecamp 2 zog, waehrend wir mit Carsten unsere Zelte im Basecamp 1, in unmittelbarer Naehe des Ortes aufschlugen.

Am Sonnabend, dem 31.12. hatten wir eigentlich vor eine laengere Wanderung zu unternehmen, Silvester im Ort zu feiern und am 01.01. nach El Calafate weiter zu fahren.
Da alle Busse fuer den Neujahrstag ausgebucht waren, entschieden wir uns aber fuer eine verkuerzte Wanderung und buchten einen Bus um 18.00 Uhr.
Dieser fuhr auch puenktlich ab und wir stiessen gemeinsam 20.00 Uhr chilenischer Zeit, also 0.00 Uhr deutscher Zeit, auf alle Daheimgebliebenen mit Bier und Rotwein an.
Kurz vor 22.00 Uhr kamen wir in El Calafate an und fanden dank Carsten (ein Rad hat eben doch seine Vorteile, wenn man statt in einem unbekannten Ort mit einem 25 Kg schweren Rucksack jede Seitenstrasse ablaufen muesste, diese befahren kann) noch eine Unterkunft, in der wir 23.00 Uhr eincheckten und uns 10 Minuten spaeter auf den Weg nach einer Feiermoeglichkeit machten.
Diese fanden wir in einem Restaurant namens Don Diego de la Noche.

Von der Busfahrt schon leicht angeheitert, feierten und tanzten wir bis 4.00 Uhr Frueh ins neue Jahr hinein.
Die ganze Sache zu beschreiben wuerde hier den Rahmen sprengen, so dass wir es dabei belassen zu sagen, wir hatten ´ne Menge Spass.


Neujahr verbrachten wir dann gemuetlich und ohne Stress in dem Oertchen und fuhren am 02.01. mit dem Bus zum 80 Km entfernten Perito Moreno Gletscher.

Dort verbrachten wir die Zeit mit dem Beobachten von Eisbrocken abwerfenden Eismassen und den ebenfalls vorhandenen Leuten, bevor es dann bei einer Flasche Wein am Abend Zeit zum Lebwohl sagen fuer Carsten wurde, da er am Morgen 04.00 Uhr nach Punta Arenas weiterfuhr, waehrend wir uns 08.30 Uhr auf den Weg nach Puerto Natales (wieder in Chile) machten.
Dort nahmen wir uns gestern, ohne Probleme an der Grenze bekommen zu haben, eine Unterkunft bei einer mehr als merkwuerdigen Familie (Geschichte fuer sich) und begeben uns morgen (Donnerstag den 05.01.) auf einen 4 bis 5 - taegigen Treck in den Torres del Paine Nationalpark.

Bekannt dafuer, dass man dort alle 4 Jahreszeiten an einem Tag erleben kann, werden wir euch dann im naechsten Tagebucheintrag ueber unsere Erlebnisse berichten.

Bis dahin liebe Gruesse von

Romy & Dirk
 

 

   


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