Tagebuch

Seite 11

  Cusco  (Peru),    20. Oktober 2005 - 19.00 Ortszeit  


     

¡Buenas noches Alemania!

Nach elendig langen 15 Stunden Busfahrt kamen wir am Mittwoch (19.10.) nachmittag kurz nach halb 2 endlich in Cusco an. Wir machten uns mal wieder voll bepackt zu Fuss auf den Weg vom Busbahnhof zur Innenstadt (ca. 3km) und konnten dabei Zeugen eines Raubueberfalls werden.
Geplant war allerdings nicht, dass wir daran beteiligt sind.
Aber erst mal von vorne...

Unterwegs zur Innenstadt wurden wir 2x von einem Peruaner mit Trinkjoghurt vollgespritzt, so das sich dieser auf dem Regenschutz unserer Rucksaecke verteilte und der Rest an unseren Klamotten entlang kleckerte. Ein weiterer Peruaner versuchte mitleidig mich zu betatschen und den Joghurt wegzuwischen, wir gingen aber sofort weiter.
2 Ecken weiter kam dann aber die richtige Ueberraschung. Dirk lief gerade 5 m vor mir, links von uns war eine Baustelle mit vielen Bauarbeitern auf mehreren Etagen und auch sonst war das eine belebte Ecke ohne ueberfuellt zu sein. Ploetzlich schlich sich jemand seitlich von hinten an mich ran und zerrte an meiner vom Pullover verdeckten Guerteltasche. Er hatte echt Muehe den Bauchgurt zu entfernen, denn ich hatte ihn durch die Guertelschlaufen meiner Hose gezogen. Er zerrte und ruppte so lange an der Guerteltasche bis der Gurt abriss und mir ausser 50 cm Gurt an meiner Hose auch nichts mehr davon blieb. Ich hatte zwar eine schnelle Reaktion und habe versucht mich zu wehren und auch laut geschrien, aber so voll bepackt hat man einfach keine Chance, wenn man nicht auch noch den Rucksack verlieren will.
Dirk wollte erst noch hinterher rennen, entschied sich dann aber dagegen. Das waere ja auch aussichtslos gewesen und ich haette mit dem gesamten Gepaeck alleine dagestanden. Wir sahen nur noch wie der Raeuber mit einem Komplitzen wegrannte und gingen zu dem Sicherheitsmann der an der Ecke einen Eingang bewachte. Er und saemtliche Leute hatten den Vorfall gesehen, aber auch nichts weiter gemacht. Eine junge Frau rief fuer uns die Polizei und die nahm uns mit aufs Revier ohne natuerlich vorher noch die Spanisch sprechenden Zeugen zum Vorfall zu befragen. Auf der Wache gaben wir den Raub als Anzeige auf (natuerlich alles in Spanisch) und wurden danach zum deutschen Konsulat geschickt.
Wir suchten uns erst einmal ein Hostal, was wir auch gleich um die Ecke fanden, liessen unser Gepaeck dort und machten uns auf den Weg zum Konsulat.
Da der Taxifahrer 2 Anlaeufe brauchte, um uns zur gewuenschten Adresse zu bringen, wollte er hinterher mehr Geld als vereinbart. Da war er bei mir an diesem Tag gerade richtig! Ich gab ihm zu verstehen das das sein Problem sei und wir liessen ihn mit dem urspruenglich vereinbarten Preis zurueck.

Beim Konsulat erfuhren wir von der sehr netten Mitarbeiterin den weiteren Verlauf. Wir mussten erst mal zur Bank und uns eine Art Steuerbeleg kaufen, damit wir eine Kopie der Anzeige bei der Polizei ausgehaendigt bekommen. Das klappte mit Hilfe von Jorge, einem Sprachschueler des Konsulats, der uns dorthin begleitete auch alles ganz zuegig. Mit dieser Bescheinigung gingen wir dann zur Polizei und diese teilte uns daraufhin mit, morgen doch noch mal wieder zu kommen, man sei noch nicht so weit.
Meine Eltern sperrten fuer mich meine Geldkarten und ich sperrte telefonisch meine Traveller Schecks. Was sonst noch alles im Bauchgurt war? Na alles!!! Bis auf ein wenig Geld was ich noch in diversen anderen Taschen versteckt hatte.
Bitte keine Fragen warum ich gerade an diesem Tag nicht wieder alles ueberall am Koerper verteilt hatte, die Ausreden darauf wuerden jetzt auch nichts mehr aendern!

Heute morgen waren wir bei der Polizei und ich hatte innerhalb von 10 Minuten eine Kopie der Anzeige in der Hand. Danach gings zum Fotografen und gleich weiter zum Konsulat.
Nachdem ich einen Antrag fuer einen vorlaeufigen Pass (1 Jahr Gueltigkeit) ausgefuellt und 59 Euro losgeworden bin, war damit auch erst mal alles soweit erledigt. Der neue Pass muesste in ca. 10 Tagen aus Lima hier in Cusco eintreffen. Bis dahin ist meine neue Visakarte auch aus den USA hierher geschickt worden und wenn ich mir dann noch einen Stempel von der Migrationsbehoerde hole, dann kann ich auch wieder das Land verlassen. Vorerst kann ich mich nur mit vom Konsulat abgestempelten Kopien meines alten Passes und der polizeilichen Anzeige ausweisen.

Es gibt aber noch eine neue Nachricht!
Mein Ladegeraet fuer meine Kamera ist bei der Hauptpost in Cusco eingetroffen! Leider konnte man mir das heute nicht aushaendigen, da der Schalter fuer die internationale Post nur Montags, Mittwochs und Freitags geoeffnet ist. Morgen bekomme ich es aber!
. . . . . . Bestimmt ?!?

Wir werden morgen den Inka-Trail fuer Anfang November buchen, da vorher keine freien Termine mehr sind. Dann sind wir zwar richtig in der Regenzeit unterwegs, aber deshalb auf den Treck verzichten will auch keiner von uns.

Machen uns bis dahin zwischenzeitlich auf den Weg nach Arequipa (Kuestengebiet, Sueden von Peru) und zum Colca-Tal und trudeln ein paar Tage vor dem Treck wieder in einer Hoehe von 3600m in Cusco ein.

muchos saludos y hasta luego

Dirk & Romy

 

 

   


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